Abhängig von der Droge Alkohol
Alkoholabhängigkeit, Alkoholsucht oder Alkoholismus ist die Suchtform, bei der der Mensch nicht mehr in der Lage ist, auf Alkohol zu verzichten - auch wenn er es gerne möchte.
"Spiegeltrinker" brauchen ihre tägliche Menge Alkohol, um sich wohl zu fühlen, "Quartalssäufer" verzichten zeitweise auf die Droge, stürzen jedoch regelmäßig in einen gefährlichen Vollrausch ab.
Verzicht auf Alkohol führt bei Abhängigen zu seelischen und körperlichen Entzugserscheinungen wie zum Beispiel Schlafstörungen, Gereiztheit, Depressionen und Zittern. In schweren Fällen können Halluzinationen (Sinnestäuschungen und Wahnvorstellungen) auftreten. Wenn der Alkoholiker trinkt, kann er sich kurzfristig von den quälenden Entzugserscheinungen befreien. Selbstmord erscheint den Betroffenen oft als einzige Lösung.
Alkoholismus ist als Krankheit anerkannt und kann erfolgreich behandelt werden.
Zahlen und Fakten
9,5 Mio. Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Durchschnittlich werden pro Kopf der Bevölkerung jährlich zehn Liter reinen Alkohols konsumiert. Etwa 1,3 Mio. Menschen gelten als alkoholabhängig. Nur etwa 10 Prozent unterziehen sich einer Therapie - oft erst viel zu spät nach 10 bis 15 Jahren einer Abhängigkeit. Jedes Jahr sterben in Deutschland 74.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen ihres Alkoholmissbrauchs. Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf 26,7 Milliarden Euro, davon sind allein 7,4 Milliarden direkte Kosten für das Gesundheitssystem.
Hinweise auf Alkoholmissbrauch
Ursachen und Entstehung von Alkoholabhängigkeit
Der erste Schritt aus der Abhängigkeit
Hinweise auf Alkoholmissbrauch
- Regelmäßiges Trinken
- Häufige Alkoholfahne
- Morgendlicher Alkoholkonsum
- Unzuverlässigkeit
Ursachen und Entstehung von Alkoholabhängigkeit
Alkoholabhängigkeit bzw. -sucht entwickelt sich meist schleichend. Zunächst trinkt man Alkohol nur in Gesellschaft, genießt Heiterkeit und gehobene Stimmung. Immer häufiger wird dann Alkohol eingesetzt, um trübe Stimmungen und Ängste zu vertreiben. Ein Anlass zum Trinken findet sich immer. Die Abhängigkeit beginnt schon, wenn man sich ohne Alkohol unwohl fühlt und unter der Enthaltsamkeit leidet.
Wie bei jeder Droge müssen die Mengen zunehmend erhöht werden, bis sich die gewünschten Gefühle einstellen. Probleme werden kaum oder nicht mehr gelöst, sondern mit Alkohol heruntergespült.
Verlauf und Folgen
Wird die Abhängigkeit von der Droge Alkohol immer stärker, werden auch die Schäden, Gefahren und sozialen Folgen immer deutlicher. Der Alkoholkranke fällt zum Beispiel bei der Arbeit durch häufige Fehlzeiten oder Alkoholkonsum am Morgen auf. Oder unkontrolliertes, aggressives Verhalten im Rausch ruft Streit in der Familie hervor.
Aus Scham ziehen sich viele Betroffene zurück und meiden ihren Freundes- und Bekanntenkreis oder vernachlässigen ihre Familie. Ein Teufelskreis entsteht. Einsamkeit und Schuldgefühle müssen mit noch mehr Alkohol verdrängt werden.
- Der Verlust des Arbeitsplatzes,
- die Trennung von der Familie,
- die Vernachlässigung der Ernährung,
- die Vernachlässigung des äußeren Erscheinungsbildes
sind meist die letzten Stufen des sozialen Abstiegs.
Behandlung
Alkoholabhängigkeit bzw. -sucht ist als Krankheit anerkannt. Deshalb übernehmen die Krankenkassen die Behandlung, denn ohne fachliche Unterstützung schaffen es nur wenige, sich von ihrer Sucht zu befreien. Die meisten Abhängigen täuschen sich und andere. Sie verleugnen ihre Sucht und gestehen sich selbst nicht ein, dass sie den Alkohol nötig haben. Häufig endet der Versuch, die Abhängigkeit selbst zu bewältigen, in entmutigenden Rückfällen.
Der erste Schritt aus der Abhängigkeit
Die Einsicht "Ich bin süchtig. Ich will so nicht weitermachen. Ich brauche Hilfe" ist der erste Schritt aus der Abhängigkeit. Jetzt kann der Süchtige Hilfe suchen, Kontakt zu Beratungsstellen aufnehmen und das erste Mal offen über sein Problem mit Fachleuten reden. 240 Suchtberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen bieten Unterstützung und klären gemeinsam mit dem Betroffenen die weiteren Schritte der Behandlung.
Der Entzug
Bei der Behandlung steht zunächst die körperliche Abhängigkeit von der Droge im Vordergrund. Dem Körper wird die Droge entzogen, er wird entgiftet. Dieser Entzug ist meist mit unangenehmen Entzugserscheinungen verbunden. Er dauert 2 bis 3 Wochen und sollte in einer Fachklinik durchgeführt werden. Die professionelle medizinische Versorgung, eine alkoholfreie Umgebung und der Kontakt zu Leidensgenossen erleichtern die Heilung.
Entwöhnung durch Therapie
Nachdem der Körper von der Droge unabhängig geworden ist, muss die seelische Abhängigkeit behandelt werden. Um Rückfälle zu vermeiden, muss der Kranke lernen, ohne die Droge Alkohol auszukommen. Er muss die tieferen Ursachen seiner Abhängigkeit erkennen und andere Wege finden, mit Problemen umzugehen. Eine solche Therapie kann in einer Fachklinik oder aber ambulant in Einzel- oder Gruppentherapie durchgeführt werden.
Leben ohne Alkohol
Alkoholiker müssen in der Regel für den Rest ihres Lebens ohne Alkohol (abstinent) leben. Auch nach erfolgreicher Behandlung können Abhängige einen Rückfall haben. Um dies zu vermeiden, schließen sie sich häufig einer Selbsthilfegruppe an, die sie begleitend unterstützt. Fällt jemand doch in die Sucht zurück, sollte das nicht entmutigen. Aus einem Rückfall können Erfahrungen gewonnen werden, die beim nächsten Versuch zum Erfolg verhelfen.
Vorbeugung
Suchtvorbeugung muss in der Kindheit beginnen. Hier entwickelt sich das Selbstwertgefühl. Schon das Kind kann lernen, mit Problemen angemessen umzugehen und sein Leben aktiv zu gestalten. So gestärkt, kann es später einer Suchtgefahr besser standhalten. Suchtvorbeugung heißt: Selbstständigkeit, Selbstachtung, Selbstfindung und Lebensfreude bei Kindern fördern, Kommunikations- und Konfliktfähigkeiten stärken. Der Aufbau der Ich-Stärke ist zentrales Ziel Sucht vorbeugender Arbeit in NRW. Damit Kinder und Jugendliche gerade in schwierigen Lebenssituationen eigenständig entscheiden können, "Nein" zu sagen und Verantwortung (für sich und ihr Handeln) zu übernehmen.
Beim Umgang mit Alkohol ist das elterliche Vorbild allerdings auch wichtig. Eltern sollten ihren eigenen Alkoholkonsum kritisch kontrollieren. Reden Sie offen mit Ihrem Kind über Sucht und Suchtgefahren. Kinder sollten wissen, wie Alkohol wirkt und wie schädlich er sein kann.