TECKLENBURGER LAND. Eigentlich ist die Nachfrage nach Unterstützung durch die Alltagsbegleiter*innen der Caritas-Sozialstation der Caritas in Ibbenbüren groß. "Es ist ein wachsender Bereich", erklärt Martina Krause, stellvertretende Leiterin des Ambulanten Dienstes und Einsatzleiterin der Alltagsbegleiter*innen. Doch die Corona-Pandemie hinterlässt auch in der Caritas-Sozialstation ihre Spuren. Einsätze für Betreuung und Hauswirtschaft durch die Alltagsbegleiter*innen werden seitens der Patienten oder deren Angehörige abgesagt. Der Grund: Angst und Respekt vor dem Infektionsrisiko mit dem Corona-Virus.
"Die Vorsicht gegenüber dem Virus ist absolut nachvollziehbar", sagt Krause und zeigt Verständnis für die Absagen. Allerdings weiß sie auch, dass viele der Patienten auf die Unterstützung angewiesen wären. Eine konträre Situation: Auf der einen Seite ist die Vorsicht ein Schutz gegenüber dem Virus für Patient und auch Mitarbeitende der Caritas-Sozialstation. Auf der anderen Seite geht dieser Schutz zu Lasten des Wohlbefindens der Patienten. Insgesamt 320 Patienten versorgen und betreuen die 80 Mitarbeitenden der Sozialstation in den Bereichen Pflege, Hauswirtschaft und Betreuung. Alleine 22 Mitarbeitende sind Alltagsbegleiter*innen. Eine von ihnen ist Karin Gehring. Seit sechs Jahren arbeitet sie bei der Caritas in Ibbenbüren und begleitet Menschen in ihrem Alltag. "Wir helfen im Haushalt, gehen mit den Patienten zusammen einkaufen, lesen ihnen vor, unterhalten uns, bringen für sie ein Stück Struktur in ihren Tag und vor allem auch Gesellschaft", beschreibt Gehring ihre Aufgaben als Alltagsbegleiterin. Sie macht ihren Job mit Herzblut, so wie ihre Kollegen und Kolleginnen. Umso mehr ist sie traurig darüber, dass die Corona-Pandemie auch sie in ihrer Berufsausübung einschränkt. "Vor der Pandemie und den Regelungen haben wir mit den Patienten zusammen auch mal Kaffee getrunken, sind zusammen in die Stadt zum Einkaufen gegangen, haben Spaziergänge unternommen, Unternehmungen, die gerade ältere Menschen in ihrem Alltag brauchen", sagt Gehring. Das alles habe in dem zurückliegenden Jahr seit Beginn der Pandemie sich verändert. "Viele Patienten verzichten nun auf die gemeinsamen Spaziergänge oder auch den Einkauf. Wenn sie nicht sogar ganz den Termin absagen", führt Gehring weiter aus. Es sei aber nicht allein die Angst vor einer eigenen Infektion mit dem Virus, die die Patienten dazu bewegt. Auch die Angst die eigene Familie, bei denen, die noch familiäre Kontakte haben, oder sogar das Pflege- und Betreuungspersonal der Caritas-Sozialstation anzustecken, spielt eine große Rolle. "Teilweise ist es sogar so, dass die Patienten, wenn wir dann noch zu ihnen sollen, sich nicht mit uns in einem Raum aufhalten und warten bis wir beispielsweise den einen Raum geputzt haben, um dann wieder Platz zu machen. Oft genug hören wir dann, dass sie uns schützen wollen, auch wenn sie gerne mal wieder mit uns in Ruhe reden oder Zeit verbringen wollen", so Karin Gehring. Das Zwischenmenschliche leide einfach sehr. Insbesondere die Wege über eine Umarmung oder das Handhalten Zuversicht, Trost, Hoffnung oder Mut zu vermitteln. "Manchmal stehen die Patienten dann vor uns und sagen ‚Wie gerne ich sie jetzt mal wieder in den Arm nehmen würde‘", sagt Martina Krause. Doch die Corona-Schutzmaßnahmen erlauben eben nur den notwendigsten Körperkontakt.
Dass die Caritas-Sozialstation seit Beginn der Pandemie seine Schutz- und Hygienemaßnahmen nochmals verschärft hat, versteht sich von selbst. Leichter sei die Arbeit dadurch aber nicht geworden, sagt Krause. "Wir können und dürfen uns nicht beschweren. Maske, Schutzhandschuhe, Schutzkittel etc. sind wichtig zum Eigen- und Fremdschutz in diesen Pandemiezeiten. Dennoch geht dadurch auch viel zwischenmenschliche Kommunikation verloren", erklärt Martina Krause. Hinzukommt die ständige Distanz, die stark reduzierten Berührungen. Ein Hoffnungsschimmer, insbesondere für die Patienten sind die Impfungen. Auch hier stehen die Mitarbeitenden der Sozialstation der Caritas in Ibbenbüren ihren Patienten mit Rat und Tat zur Seite. "Unsere Patienten müssen sich ja eigenständig um einen Termin kümmern. Deswegen unterstützen wir wo wir können. Fragen nach, ob der Informationsbrief zur Impfung schon angekommen ist. Wenn kein Angehöriger vorhanden ist helfen wir bei der Anmeldung und begleiten unsere Patienten dann auch zum FMO", erklärt Martina Krause. Was die Impfbereitschaft angeht, gebe es eine sehr positive Rückmeldung. "Alle, die ich bislang gefragt habe, wollen sich impfen lassen. Lieber heute als morgen", sagt Karin Gehring. Doch bis es so weit ist, wird vermutlich noch etwas Zeit für den einen oder anderen Patienten ins Land gehen.