TECKLENBURGER LAND. Für Nico (19) und Pascal (21) ist mit dem Beginn dieses Jahres ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Die beiden jungen Erwachsenen haben ihre erste eigene Wohnung in Ibbenbüren bezogen. Was für ihre Altersgenossen eine Selbstverständlichkeit ist, bedeutet den beiden unendlich viel. Denn aufgrund ihrer geistigen Behinderung benötigen sie Unterstützung auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Die bekommen sie nun durch den Caritasverband Tecklenburger Land. Seit Anfang des Jahres unterhält der Verband eine ambulant betreute Wohngemeinschaft in Ibbenbüren für bis zu fünf junge Menschen. Als erste Mieter leben Nico und Pascal dort zwischen großen Träumen und lästigen Pflichten.
„Am Anfang ging es darum, erst einmal anzukommen, sich einzurichten und ein Gefühl dafür zu bekommen, dass die Wohngemeinschaft jetzt das Zuhause ist“, sagt Alina Dresselhaus. Sie gehört zum Team der Sozialpädagogen, die Pascal und Nico begleiten. Neben einem eigenen Zimmer für jeden Bewohner gibt es in dem renovierten Wohnhaus zwei Badezimmer, eine Gemeinschaftsküche sowie ein Wohn- und Esszimmer. Welche Unterstützung für wen vorgesehen ist, beschreibt die sogenannte Hilfeplanung des Kostenträgers. Weil es sich um sogenannte Eingliederungshilfe handelt, ist das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Je nach Bedarf begleiten Alina Dresselhaus und ihre Kolleginnen Tina Ungar und Sarah Westermann die jungen Männer bei Einkäufen oder Behördengängen. Sie trainieren mit ihnen, wie sie den Haushalt organisieren, putzen und Wäsche waschen. Jeden Freitag kochen sie gemeinsam.
Bis zum Sommer besuchen Pascal und Nico noch die Don-Bosco-Schule in Recke. „Die eigene Wohnung macht viel Arbeit“, räumt Pascal ein. Doch die Freude über das erste eigene Reich überwiegt für ihn. Dabei war der Auszug von zu Hause für ihn durchaus mit Ängsten verbunden. Schließlich war er dort nicht für alles allein verantwortlich. In der Wohngemeinschaft müssen Pascal und Nico morgens allein aufstehen, frühstücken und pünktlich das Haus verlassen. Sie müssen ihre Zimmer aufräumen und dafür sorgen, dass die Gemeinschaftsräume in Ordnung sind. Und sie müssen lernen, wie sie mit Streitereien im Alltag zurechtkommen.
Wenn Nico und Pascal nachmittags von der Schule zurück sind, schaut eine der Caritas-Mitarbeiterinnen nach dem Rechten. Neben allerlei häuslichen Pflichten geht es auch um die Frage, wie die jungen Männer mit ihrer Freizeit umgehen. „Ein Ziel der Hilfeplanung ist die soziale Teilhabe, also Aktivitäten mit anderen, nicht-behinderten Menschen“, erläutert Tino Bierbaum, zuständiger Fachbereichsleiter des Caritasverbandes. Einsamkeit ist für die jungen Leute durchaus ein Thema. Sie müssten lernen, was ihnen Spaß macht, was ihnen gut tut und wie man Kontakt zu anderen Menschen unterhält.
Ob die ambulant betreute Wohngemeinschaft für Nico und Pascal eine Durchgangsstation oder ein festes Zuhause wird, wissen beide noch nicht. „Perspektivisch geht beides: alleine wohnen oder ein längerfristiger Verbleib in der Wohngemeinschaft“, sagt Tino Bierbaum. Nachdem sich die beiden ersten Mieter gut eingelebt haben, soll die WG nun vergrößert werden. Den Bedarf schätzt Tino Bierbaum als hoch ein: „Wir erleben das sowohl durch Anfragen aus der Elternschaft in der Don-Bosco-Schule als auch mit Blick auf die steigenden Zahlen solcher Angebote.“ Das Wohnangebot des Caritasverbandes steht nicht nur den Klienten des Verbandes zur Verfügung.
Interessierte können sich beim Caritasverband Tecklenburger Land, Tino Bierbaum, Telefon 05451/ 5002-0, bierbaum@caritas-ibbenbueren.de, melden.