IBBENBÜREN. Die Arbeit mit Menschen mit einer ausgeprägten Demenz ist eine Herzensangelegenheit. Das ist das Credo im Haus Waldfrieden, der Ibbenbürener Einrichtung der Caritas-Altenhilfe für Menschen, die eine stark ausgeprägte Demenz aufweisen. Deshalb hatten die Mitarbeiterinnen der Betreuung im Haus Waldfrieden ihre Informationsveranstaltung unter das Motto „Seht mit meinen Augen – das Herz wird nicht dement“ gestellt. Im Rahmen der ersten kreisweiten Demenzwochen hatte der Soziale Dienst des Hauses Fachleute, Auszubildende sowie Angehörige von Bewohnern eingeladen, um über seine Arbeit zu informieren.
Dass Demenzarbeit eine Angelegenheit für alle Sinne ist, zeigte das Team des Sozialen Dienstes und der Betreuung um Heike Süssholz an ganz praktischen Beispielen. Denn wenn für die Betroffenen die Erinnerungen weicht, Sprache und Namen ihre Bedeutung verlieren und Vergangenheit und Zukunft sich auflösen, bleibt oft nur das Fühlen und Wahrnehmen im Hier und Jetzt.
Wie sie mit ihrer Therapiepuppe Lina manch Bewohnerin oder Bewohner aus der Isolation lockt, demonstrierte Betreuungsassistentin Gabriele Thomann. Spielerisch lädt sie die Bewohner ein, sich mit der niedlichen Stoffpuppe mit den glänzenden Knopfaugen zu unterhalten. „Die Menschen nehmen die Puppe als kindlich wahr“, sagt Gabriele Thomann. Wenn die Puppe zum Beispiel nicht bis fünf zählen kann, dann versuchen die Menschen im Spiel, ihr dabei zu helfen. „Und plötzlich können Menschen, von denen wir das nicht mehr für möglich halten, mühelos Zahlen nennen“, so Gabriele Thomann.
Die Betreuungsassistentinnen demonstrierten, wie sie ein Tablet mit speziellen Apps in der Arbeit mit Menschen mit Demenz einsetzen. Oder, was ein Leierkasten mit seiner Musik mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses macht. Gerne nutzen die Mitarbeiter des Hauses Waldfrieden die sogenannte Tovertafel, eine Art Projektor, der mit seinen vielfältigen Möglichkeiten zum Mitmachen und Reagieren anregt. Wichtig ist der Zusammenhang von Bewegung und Gefühl. So sprechen die Mitarbeiter das sogenannte Leibgedächtnis an, wenn sie in ihrer Arbeit Bälle in den unterschiedlichsten Größen einsetzen. „Das sind alles Mittel, die wir vor allem zur Aktivierung einsetzen“, erklärte Heike Süssholz.
Ebenso wichtig wie die Aktivierung sind aber auch die Entspannung und das Ruhefinden. Ein Weg dorthin führt über die Arbeit mit Klangschalen. „Die Schwingungen sind körperlich zu spüren, sie machen etwas mit den Menschen“, berichtete Betreuungsassistentin Christina Klostermann. Selbst Menschen mit einem sehr stark ausgeprägten Bewegungsdrang werden nach einiger Zeit ruhiger und lauschen dem Klang. Auch bettlägerige stark eingeschränkte Menschen nehmen die Schwingungen über die Haut wahr und entspannen sich.
Sozialpädagogin Heike Süssholz betonte, dass Erfolge in der Arbeit mit Menschen mit einer stark ausgeprägten Demenz zuweilen schon sehr kleine Dinge sind. „Das kann ein Lächeln sein oder eine ausgestreckte Hand“, sagt sie. Am Ende geht es vor allem um Gefühle und ganz viel Herz.