IBBENBÜREN. Als Norbert Witzke aus der alten Bergmannszeitschrift vorliest, beginnen die Augen seiner Zuhörer zu leuchten. Schließlich stammen einige von ihnen gebürtig aus dem vom Bergbau stark geprägten Ruhrgebiet. Andere sind mit dem Thema Bergbau durch die Ibbenbürener Schachtanlagen vertraut. „Als ich das erste Mal im Rheinland zu Besuch war, habe ich mich gewundert, dass die Häuser dort überhaupt nicht grau waren“, verrät eine Zuhörerin. Mit einer Lesung von Geschichten und Dönkes aus dem Bergmannsalltag war Norbert Witzke nun zu Gast im Caritas-Altenwohnhaus in Ibbenbüren. Sein Besuch war einer der Höhepunkte einer Themenwoche „Bergbau“ in der Senioreneinrichtung der Caritas-Altenhilfe Tecklenburger Land.
Dabei geht es um mehr als die Erinnerung an den Bergbau in der Region. „Das ist Biographie-Arbeit“, sagt Jutta Schulte vom Sozialdienst des Caritas-Altenwohnhauses. „Wenn sich unsere Bewohner mit dem Thema beschäftigen, kommen viele Emotionen und Lebensgeschichten an Tageslicht.“ Das war schon bei der Einführung in die Woche so. „Viele Frauen haben sich erinnert, wie viel Angst sie manchmal um ihre Männer im Bergwerk hatten und wie froh sie immer waren, wenn sie heil von der Arbeit kamen“, sagt Jutta Schulte.
Den Auftakt der Bergbauwoche machte eine Gesprächsrunde. Auch die ehrenamtlich begleitete Malrunde widmete sich in dieser Woche dem Thema Bergbau, ebenso die Zeitungsrunde. Selbst im hauseigenen Chor machten die Mitarbeiter des Hauses mit Unterstützung von Ehrenamtlichen die bergmännische Tradition in Ibbenbüren zum Thema. „Unser Chor hat das Steigerlied gesungen. Ein Höhepunkt war der Besuch des Bergbaumuseums mit einigen Bewohnern“, berichtet Jutta Schulte. Auf dem Programm stehen außerdem ein Auftritt der Bergmannsgruppe der Volkstanzgruppe Laggenbeck sowie ein Besuch der Theatervorstellung „Schwarzes Gold“ in der Schauburg.
Seit einigen Monaten liest Norbert Witzke ehrenamtlich im Caritas-Altenwohnhaus. Dabei wählt er jahreszeitlich passende Themen aus. Das Thema Bergbau liegt dem Pensionär besonders am Herzen. Ihn fasziniert die ganz eigene Stimmung im Revier. „Es schwingt immer etwas Schweres mit. Die Arbeit in den Flözen war knüppelhart und sehr gefährlich. Das prägt die Menschen“, sagt er. Parallel dazu habe sich ein ganz eigener Bergmannshumor entwickelt. Dass er mit seinen Lesungen im Caritas-Altenwohnhaus das Interesse seiner Zuhörer trifft, bestätigt ein Blick in die Runde. Schnell kommen die Senioren über das Gehörte ins Gespräch. Und genau darum geht es.